8 Gründe, warum ich Latein und das Vermitteln der Sprache liebe

Nachdem ich mich Anfang dieser Woche bei Judith Peters neuem Kursangebot „VIB“ ( very interesting Blog) als Gründungsmitglied eingebucht habe,  brennte es mir unter den Nägeln, gleich die erste Blogvorlage zu nutzen. Es geht um das Thema „Warum ich Latein liebe und die Vermittlung von Latein.“ 

1. Wer Latein kann, hat es mit anderen ( indogermanischen ) Sprachen leichter. 

Es ist so: Wer Latein kann, lernt leichter andere Sprachen aus dem indogermanischen Raum bzw. auch aus dem asiatischen Raum. Bei den indogermanischen Sprachen ist Latein oft eine Art Basis. Viele Wörter aus dem Italienischen, Französischen, Spanischen und Englischen lassen sich leicht ableiten. Beim Spanischen lassen sich sogar 75% der Wörter auf Latein zurückführen. Die Verbkonjugation lässt sich einigen Konjugation ebenfalls oft 1:1 herleiten.  

Neben den Italienischen entdeckt man auch eine große Ähnlichkeit beim Französischen und was man häufig nicht so vermutet auch im Englischen. 

Auch in den anderen Sprachen, die nicht zum indogermanischen Sprachkreis gehören, lassen sich viele Ähnlichkeiten finden. Momentan lerne ich Russisch, selbst da finde ich Ähnlichkeiten zum Lateinischen. 

2.Der Umgang mit dem lateinischen Wortschatz und der Geschichte erleichtert das Verständnis für unseren deutschen Wortschatz. Gleiches gilt auch für viele andere Sprachen.

Viele deutsche Mitschüler, die  Latein belegt hatten, haben erzählt, dass sie Deutsch- ihre Muttersprache- erst durch Latein begriffen hatten. Sie sagten dies oft, wenn grammatische Themen in Verbindung mit dem Deutschen gestellt wurden, aber auch über deutsche einzelne Wörter und Satzverbindungen.  Deren Sinn hat sich oft erst richtig erschlossen, wenn sie das lateinische Wort kennengelernt haben und in den einzelnen Bedeutungen verinnerlicht hatten. 

Meine Schüler berichten das auch oft und habe viele Erkenntnisse die deutsche Sprache betreffend. Ein aktueller Schüler fand es zum Beispiel, dass ich ihm nochmal die deutsche Verbkonjugation erklärt habe und so war für ihn die lateinische Verbkonjugation leichter erklärbar und leichter zu verstehen. 

Ich selber finde das auch immer wertvoll, ein Wort im Deutschen, das ganz oft lateinische Ursprünge hat, aus dem Lateinischen heraus zu erklären und verschiedene Wortbedeutungen zu erklären. 

All die eben erklärten Sachverhalte berichten auch andere Muttersprachler sei es aus dem Französischen, Spanischen oder Englischen. 

3.Latein ist eine einfache und klare Sprache und vielfach viel genauer als das Deutsche.

Ich liebe Einfachheit und Klarheit. Wenn man mir einfach diverse Sachverhalte erklärt, bin ich sofort gedanklich dabei. 

Latein ist nun sehr klar. Z.B. hat jede Person seine eigene Endung bei der Verbkonjugation.  Bei den Partizipien regelt die lateinische Grammatik auch ganz klar, ob das Subjekt, auf die sich das Partizip bezieht, männlich, weiblich oder sächlich ist.  Außerdem unterscheidet es auch zwischen einfacher Vergangenheit, Vorvergangenheit und auch bei der Zukunft zwischen Futur und Futur II. Dadurch kann die lateinische Sprache vieles viel genauer wiedergeben als das Deutsche. 

Bei den Konstruktionen ist es ähnlich. Sie bilden in sofern genauer die Sprache ab, weil oft gar nicht im Deutschen so genau wiedergegeben werden kann, was gemeint ist. Deswegen gilt ab der Oberstufe auch oft das Motto so eng an der Grammatik wie nötig und so frei übersetzen. 

Trotzdem geht natürlich richtiges Übersetzen nicht nur über Grammatik- Kenntnisse, deshalb liebe ich die Lateinvermittlung.  Oftmals ist es ein echter Weg, der mit den Teenager gegangen wird, Ein Wege des  Verstehens, den ich gerne begleite. 

4.Latein ist eine andere Denke. Es fördert das logische Denken ungemein.

Im Laufe von mehreren Jahren Lateinbegleitung habe ich ganz oft mitbekommen, wie sich dieses Denken und logische Verständnis entwickelt hat. Lateinlernende und – könnende haben eine gewisse Struktur beim Lernen und vor allem schon ein gewisses grammatisches Verständnis von Sprache entwickelt. 

Das ist mir immer eine besondere Freude, wenn bei Schülern dieses bemerkbar wird. Die Diskussionen werden anders, irgendwie tiefgängiger und die Punkte werden anders. 

Latein lernen bietet ein ganz klaren Pluspunkt für das logische Lernen. 

5.Sie ist ideal für Schüler als zweite Fremdsprache geeignet, die LRS haben.

Es gibt Schüler, die kommen schwer in die Sprache und vor allem in die Schriftsprache. Ihnen fällt das orthografisch richtige Schreiben sehr schwer und es benötigt oft viel, viel Übung, um das Deutsche richtig zu beherrschen. Diese Schüler*innen haben oft eine Diagnose,  die Legasthenie heißt. Lese- Rechtschreibschwäche ist der Alltagsbegriff geworden. LRS ist die Abkürzung davon. 

Es liegt auf der Hand, dass es für Kinder, die LRS haben, schwierig ist, andere Sprachen zu lernen. Englisch sollte Pflicht sein, wenn der Schüler Abitur machen möchte. Eine zweite Fremdsprache wie Französisch oder Latein bietet viele Rechtschreibschwierigkeiten, die die Sprache oft unnötig schwer machen. Denn in jeder modernen Sprache müssen Texte in der Zielsprache hergestellt werden. Das bringt oft mehr schlechte Noten und nochmal Nachhilfe ein, wenn Französisch oder Spanisch gelernt werden. 

Wenn Latein gewählt wird, wird nur von Lateinischen ins Deutsche übersetzt. Es müssen keine Texte in Latein übersetzt werden. Das ist natürlich eine echte Erleichterung für betroffene Schüler+innen. 

Und das sind oftmals gar nicht mal so altmodische Diskussionsthemen, die man mal durchaus andenken kann: 

Wenn ich da mal an Ovid und seine Ars Amatoria denke, wo Ovid in mehreren Büchern seine Gedanken zur Partnerfindung und -erhalt zum Besten gibt, dann sind das in der heutigen unsicheren Beziehungswelt durchaus  Diskussionen wert. 

Oder wenn ich an Cicero denke, dann fällt mir das Thema „Streiten, aber effizient“ ein. Der Anwalt Cicero hat natürlich auch das große Thema „Rhetorik“ mit all seinen Facetten für sich gepachtet, die nachahmenswert und diskussionswürdig sind. 

Und so bietet jeder lateinische Autor viel Spannendes und Diskussionswürdiges. 

In meinen fast 25 Jahren als Nachhilfelehrerin habe ich gemerkt, dass ganz oft nur das der Grund ist, warum schlechte Noten in Latein da sind. Und ich war bei fast allen Schülern der Schlüssel zum Verständnis. Denn ich kann gut erklären und ich liebe Grammatik.  

Auf dem Sommerfest der Kita unserer Kinder habe ich es wieder gemerkt: Ich kann einfach gut erklären und mir macht es auch Spaß, wenn andere etwas nach meiner Erklärung können. In dem Fall habe ich vielen Kindern einfach die Technik „Melken einer Kuh“ erklärt. Nebenbei bemerkt: Bloße Kraft reicht da nicht aus. Dies mussten auch deutlich ältere und größere Kinder feststellen und waren beim ersten Anlauf völlig frustriert und bezeichneten sich als dumm. Ich widersprach ihnen mit den Worten : Nein, das bist du ganz bestimmt nicht. Es liegt nur an deiner Technik. Soll ich es dir erklären? Alle zogen danach glücklich von dannen, weil sie verstanden haben, wie Melken bei der Kuh geht. 

Mit Latein ist es genauso: Mit bloßem Gehirnschmalz kann man keine guten Übersetzungen anfertigen. Was es braucht, ist eine gutes Grammatik- Verständnis und die Technik des Übersetzens.  

In der Tat ist das einer meiner Lieblingsgründe, warum ich Lateinnachhilfe gebe: Ich liebe es einfach, wenn bei Schülern das Grammatik- Verständnis einsetzt und insgesamt dadurch auch eine bessere Notenentwicklung. 

Ich liebe es sehen, wie sich Übersetzungen wandeln. Ich liebe es zu sehen, wie das Selbstbewusstsein der Schüler wächst, wenn aufgrund von dem besseren Verständnis die Grammatik besser, schneller und flüssiger läuft und in Folge dessen auch die Übersetzungen fehlerfreier werden. 

Oft ist es auch so, dass die Diskussionstaktik und Rhetorik zu nimmt. Die wenigsten kommen als Naturtalente zu mir. Es ist einfach bei langfristiger Begleitung schön zu sehen, wenn diese Fähigkeiten zu nehmen.